EfKÖ in Südafrika | Ein Reisebericht

Adoptionen aus Südafrika begleiten wir seit 2008, in enger Kooperation mit unseren Partnerorganisationen. Gegenseitige Besuche sind wesentlich für die gute Zusammenarbeit. 

IMPILO – Kinderheim in Johannesburg: Ihre Unterstützung wird dringend benötigt!

Begrüßung durch die Mitarbeiterinnen unserer Partnerorganisation IMPILOSeit 2008 begleitet EfKÖ Adoptionen aus Südafrika, in Kooperation mit den österreichischen Behörden in Wien, Niederösterreich und Vorarlberg, der südafrikanischen Behörde in Pretoria und unserem Partnerverein IMPILO in Johannesburg.

Zu einer guten Zusammenarbeit gehören auch gegenseitige Besuche. Im März 2023 war es (nach einer coronabedingten Verzögerung) an EfKÖ, eine Reise nach Südafrika anzutreten. Birgit Meisterl (EfKÖ Südafrika-Spezialistin) und Marion Zeillinger (EfKÖ Fachbereichsleitung Pflege und Adoption) machten sich am 11.3. auf den Weg und berichten hier über die Eindrücke, die sie während ihres Besuch bei unserer Partnerorganisation IMPILO gesammelt haben.

Samstag, 11. 3. 2023

Nachmittags treffen wir uns am Flughafen. Wir planen, am Sonntagvormittag in Johannesburg anzukommen und unsere Termine am Montag zu beginnen. Durch einen Streik in Paris müssen wir umplanen und kommen mit 24 Stunden Verspätung erst Montagfrüh in Johannesburg an.

Montag, 13.3. 2023
Konstruktive Kooperation dank Konsulin Margit Loidolt der Österreichischen Botschaft
Marion Zeillinger, Konsulin Margit Loidolt, Birgit Meisterl (v.l.n.r.)

Direkt vom Flughafen fahren wir zur Österreichischen Botschaft und treffen Frau Konsulin Margit Loidolt und Frau Elisabeth Tegischer (Attaché), die beide regelmäßig mit der Ausstellung der Reisedokumente für Adoptivkinder beschäftigt sind.

Wir besprechen die aktuelle Situation sowie unsere gemeinsamen Arbeitsprozesse und drücken gegenseitige Freude und Dankbarkeit über die erfolgreiche Zusammenarbeit aus. Die überaus lösungsorientierte Arbeitsweise der Österreichischen Botschaft in der jahrelangen Kooperation zum Thema Adoption empfinden wir als vorbildlich. Hier zeigt sich die gegenseitige Wertschätzung zwischen der Botschaft, den Behörden Südafrikas, den Adoptiveltern und EfKÖ.

Von da geht es direkt weiter in ein Kinderheim, richtig: CYCC, Children and Youth Care Center. Zwei Kinder, die hier die erste Zeit ihres Lebens verbracht haben, haben in den letzten Monaten bei ihren Familien in Österreich ein Zuhause gefunden, ein weiteres Kind wird demnächst seine Familie kennenlernen. Das CYCC liegt am Stadtrand von Johannesburg in einem wohlhabenden Wohnviertel mit großen Häusern und weitläufigen Gärten. Hier lebt eine Familie mit zwei leiblichen und drei adoptierten Kindern, die in der Not der Coronazeit bereit war, zusätzlich Kinder aufzunehmen.

Südafrika war von Covid besonders betroffen. Die offizielle Arbeitslosigkeit liegt bei 30%, in der einkommensschwachen Bevölkerungsgruppe gibt es viele Menschen, die von Tagesjobs leben. Durch harte Lockdowns, in denen die Menschen ihre Wohnstätten nicht verlassen durften, fiel das gesamte Einkommen weg.  Die Zahl der Kinder, die von ihren Eltern in Obhut gegeben wurden, stieg massiv an.

Zuerst wohnten die Kinder mit der Familie in deren Haus, dann wurden Nebengebäude errichtet und Kinderbetreuerinnen eingestellt, um den großen Bedarf besser decken zu können. Beeindruckt hat uns das Engagement der Familie, die Lebensenergie, das Improvisationstalent und die Gastfreundschaft.

Lebensabschnitt und Vorbereitung auf eine neue FamilieGanz besonders beeindruckend ist es, die Gruppe der Kinder im Kindergartenalter zu erleben, in der Wiese im Schatten eines Baumes sitzend, jedes Kind mit „seinem Buch“. Diese Bücher werden von den zukünftigen Adoptiveltern für ihre Kinder vorbereitet, zeigen Bilder der Adoptivfamilie und vom neuen Zuhause. So sitzen die Kinder, sind sehr stolz auf ihr Buch, „this is my book!“, zeigen auf die Fotos, sagen „mum“, „dad“ oder „sister“. Die Bücher werden regelmäßig mit den Kindern angeschaut, um sie auf die Begegnung mit ihrer Adoptivfamilie vorzubereiten.

Den ganzen Nachmittag dürfen wir hier verbringen, im Austausch mit der Heimleiterin, den Kindern und zwei Mitarbeiterinnen von IMPILO. Wir lernen über die Zusammenhänge zwischen den Biografien der Kinder und dem Sozialsystem; wie werden Kinder aufgenommen, wie werden sie auf den Abschied von diesem Lebensabschnitt vorbereitet.

Voller Eindrücke dürfen wir am frühen Abend unsere Unterkunft beziehen. Nach einer kurzen Pause bereiten wir uns auf den nächsten Tag vor.

Dienstag, 14.3. 2023
DSD Dr. Tebogo Mabe @ DSDDepmt of Social Development
Birgit Meisterl, DSD Dr. Tebogo Mabe, Marion Zeillinger (v.l.n.r.)

Wir fahren in Begleitung von Sue Krawitz, Leiterin von IMPILO, nach Pretoria zu einem Meeting mit Dr. Tebogo Mabe, Leiter der zentralen Adoptionsbehörde von Südafrika. Dr. Mabe drückt seine Anerkennung für die Arbeit von IMPILO aus und zeigt sich erfreut über die langandauernde Partnerschaft mit EfKÖ. Wir sprechen die Herausforderungen an, die die derzeit besonders langen Adoptionsverfahren für Kinder bedeuten.

Unser nächster Termin ist ein Besuch in einem weiteren CYCC (Children and Youth Care Center). Es wird von einer Amerikanerin geleitet, die vor ein paar Jahren nach Südafrika gekommen ist und nun dieses Kinderheim mit in etwa 15 Kindern als ihre große Aufgabe sieht.

Für viele dieser Kinder arbeiten die Sozialarbeiterinnen daran, einen Platz im Leben, in einer Familie zu finden: Möglichkeiten der leiblichen Familie, das Kind wieder selbst zu betreuen, werden geklärt. Oft gelingt es nicht, die leiblichen Eltern zu finden – dann werden Adoptiveltern in Südafrika gesucht. Wenn das nicht gelingt, werden Adoptiveltern auch international gesucht.

Die Kinder ahnen noch nichts von den großen Veränderungen, die auf sie zukommen werden: Sie spielen und plaudern, kochen in der Puppenküche, stapeln Klötze, werfen Bälle oder sehen den Anderen zu.

Spielraum in einem CYCC (Children and Youth Care Center) in Südafrika
In diesem Kinderheim ist der Spielraum gut ausgestattet, dem Garten fehlt es aber an Spielgeräten. Ein gespendetes Klettergerüst mit Schaukel hat sich als nicht funktionstüchtig erwiesen.
Dr.in Janet Lumb bei der Untersuchung eines Neugeborenen
Dr.in Janet Lumb bei der Untersuchung eines Neugeborenen

Am Nachmittag treffen wir Dr.in Med. Janet Lumb, sie ist Kinderärztin und arbeitet mobil. Das bedeutet, dass sie mit ihrem roten Trolley die verschiedenen CYCC’s in Johannesburg aufsucht und die Kinder medizinisch betreut. An manchen Adressen steht ihr ein eigenes Untersuchungszimmer zur Verfügung.

Wir kennen Dr.in Lumb seit vielen Jahren, ihre Einschätzung und Unterschrift befindet sich auf vielen der medizinischen Unterlagen auch der Kinder, die nach Österreich übersiedelt sind. Dr.in Lumb gibt uns Einblicke in ihre Erfahrungen, erzählt von den Herausforderungen für Schwangere und die Konsequenzen für die (ungeborenen) Kinder. Es sind traurige und erschütternde Berichte, die die große Not mancher Menschen hier spürbar machen und Betroffenheit auslösen. Ein überraschend positives Fazit aus ihrer Sicht: 90% jener Kinder, die sie untersucht, sind aus medizinischer Sicht „fit for adoption“!

Mittwoch, 15.3.23

Wir kommen zu IMPILO zu einem Arbeitstreffen und werden von den Mitarbeiterinnen in traditioneller Kleidung und mit Gesang begrüßt. Was für eine Überraschung!Eingangsbereich Impilo

Danach erzählen uns die Sozialarbeiterinnen über ihre Aufgaben, wie sie sie bewältigen und mit welchen Herausforderungen sie zu tun haben. Sie berichten, wie Anrufe von Spitälern oder Polizeistationen über freigegebene oder gefundene Kinder sie erreichen, wie sie die Kinder dann abholen (wenn möglich zu zweit, aber manchmal auch alleine), wie sie versuchen so viele Informationen wie möglich zu bekommen (Fundort, Informationen über leibliche Eltern, Familiengeschichte, Freigabegrund, Medizinisches und vieles mehr).

Sie schildern, wie sie versuchen, mit den leiblichen Eltern Kontakt aufzunehmen und Gespräche zu führen oder Familienangehörige zu finden, um für die Kinder eine Zukunftsperspektive zu entwickeln. Und sie berichten von den Schwierigkeiten, manche Adressen in den Siedlungen zu finden, so dass viel Zeit gebraucht wird, um sich in der Nachbarschaft umzuhören.

Wir besprechen Abläufe, Vorgaben, Richtlinien und Verbesserungsmöglichkeiten in unserer Kooperation.

„Informal settlements“ werden die Wellblechsiedlungen genannt, die entstehen, wenn Menschen ohne Obdach (oft Zuwander*innen, die sich in der Stadt eine bessere Zukunft erhoffen) sich ein Stück Land als Wohnort wählen und eine Hütte bauen. Hier gibt es weder Wasserleitungen noch Kanalisation oder Strom und auch keine genauen Adressen.

Nach einer kurzen Mittagspause dürfen wir ein drittes CYCC (Children and Youth Care Center) besuchen. Im Unterschied zu den anderen Heimen, die in privilegierten Wohngegenden liegen, befindet sich dieses Kinderheim in einem Viertel von Johannesburg, in dem viele Zuwander*innen leben und Armut verbreitet ist. Die Leiterin hat mit viel Engagement das zweistöckige Haus so gestaltet, dass die Kinder sowohl innen viel Platz zum Spielen haben als auch den begrenzten Platz um das Haus herum optimal ausnützen können. So gibt es eine aufgemalte Straße, einen ganzen Fuhrpark an Dreirädern und Bobbycars und einen kleinen Bereich, in dem Kräuter und Gemüse angepflanzt werden. Im Haus gibt es kleine Toiletten und Waschbecken und viele hochwertige Spielsachen und Lernmaterialien – es wirkt (bis auf die Schlafräume) wie in einem Wiener Kindergarten.

In diesem Heim gibt es auch einen Raum, den Dr.in Janet Lumb als Ordinationsraum nützt. Einmal wöchentlich ist sie hier um die Kinder medizinisch zu betreuen; auch von anderen Kinderheimen werden dann Kinder hierher zur Ordination gebracht.

Eine weitere Besonderheit ist auch das vor ein paar Monaten installierte Babynest, genannt „baby safe“, an der Außenseite des Zaunes. Hier könnten leibliche Eltern – wie auch in Österreich – ihr Kind gänzlich anonym, aber für das Kind sicher, freigeben.

Diese Möglichkeit erscheint insofern bedeutend, als es in Südafrika eine ganz besonders hohe Zahl an aufgefundenen Neugeborenen, an sogenannten „Findelkindern“  gibt. Von diesen Kindern werden viele zu spät gefunden – und überleben nicht.

Der „baby safe“ kann diesen Kindern eine Überlebenschance  geben, es wurden daher in der letzten Zeit mehrere davon installiert.

Donnerstag, 16.3.23

Heute besuchen wir das Büro des SCS, Soweto Care System https://sowetocaresystem.org

Diese von einem Niederländer gegründete Non-Profit-Organisation hat eine Software entwickelt, die Organisationen im Sozialbereich bei ihrer Arbeit unterstützt.  Mit Hilfe des Programms wird transparente Dokumentation der Begleitung und Betreuung der Kinder, der Suche nach Angehörigen, der Herausforderungen und Betreuung und Familien möglich und erleichtert passgenaue Schritte.

SCS unterstützt mit der Arbeit seines unglaublich engagierten Teams inzwischen über 100 Vereine und Organisationen, darunter auch unsere Partnerorganisation IMPILO, und wirdvon EfKÖ durch eine jährliche Unterstützung mitfinanziert.

Nach diesem Einblick in administrative Belange geht es weiter ins Rahima Moosa Krankenhaus, es ist spezialisiert auf Kinder und Mütter. Jeden Tag werden alleine hier in diesem Krankenhaus 200 Babys geboren und immer wieder kommt es auch zu Adoptionsfreigaben, wir kennen den Namen aus einigen der Unterlagen südafrikanischer Adoptivkinder. Die Betten der Frauen, deren Kinder nach der Geburt gesund sind, sind nach ca. 3-4 Stunden wieder frei für die wartenden Frauen, die gerade noch im Gangbereich sitzen und auf Papptellern eine Mahlzeit einnehmen.

Die Sozialarbeiterin erzählt uns über die herausfordernden Lebensumstände mancher Mütter und die hohe Zahl an Alleinerziehenden. Sie führt uns durch die Abteilungen des Krankenhauses, um zu zeigen, wie umfassend das medizinische Angebot ist. Die Lieblingsstation der Sozialarbeiterin: der „kangaroo-room“, wo frühgeborene Babys, die keine intensivmedizinische Betreuung mehr brauchen, gemeinsam mit ihren Müttern betreut und durch viel Körperkontakt unterstützt werden.

Wir sehen viele Babys, die noch ganz viel Hilfe brauchen – und viele Menschen um sie herum, die ihnen diese Hilfe geben. Manchmal sind es die Eltern, manchmal Verwandte, manchmal das Krankenhauspersonal und manchmal braucht es dann bei Kindern, die alleine sind, die Sozialarbeiter*innen von IMPILO. Sie werden angerufen, sie holen das Kind ab, sie suchen einen Platz, wo es vorübergehend versorgt werden kann (zum Beispiel bei einem der drei Orte, die wir auch besucht haben), sie suchen nach der besten Möglichkeit, wie das Leben dieses Kindes weitergehen könnte.

Die beste Möglichkeit kann für das Kind auch bedeuten, Eltern in Österreich zu bekommen!
Dann darf das Team von EfKÖ auch einen Beitrag dazu leisten, dass dieser Plan gelingt. Und darauf sind wir sehr stolz!
Nach diesem emotionalen Besuch dürfen wir zu IMPILO zurückkehren und uns von unseren lieben Kolleginnen verabschieden.

Was wir mitnehmen?
  • großen Respekt vor der Arbeit der Kolleg*innen
  • großen Respekt vor den Menschen hier, die mit derart großen Herausforderungen zu kämpfen haben, aber unglaublich resilient sind
  • Bewunderung für das Engagement für die Kinder, beruflich und privat, von Ärzt*innen, Sozialarbeiter*innen, Krankenhausmitarbeiter*innen, Nannys, Köchinnen, Privatpersonen
  • Bewunderung für die Suche nach immer neuen Lösungen für immer neue Herausforderungen
  • Bewunderung für die geleistete Arbeit trotz all dieser Herausforderungen: Stromausfälle, fehlendes Büromaterial, Mangel an Betreuungsplätzen für Kinder, Platzmangel im Büro, administrative Verzögerungen durch Covid-Lockdowns und vieles mehr
  • Erstaunen, was alles trotzdem machbar ist und wie hoch die Standards in der internationalen Adoption in Südafrika gehalten werden können
  • Stolz auf unseren Partner IMPILO
  • Stolz, dass auch wir unseren Teil beitragen dürfen und können, für ein paar dieser Kinder den Weg zu einer zweiten Familie zu ermöglichen

Wollen auch Sie die Arbeit von IMPILO unterstützen?

IBAN: AT88 4300 0401 7788 9900
BIC: VBOEATWW
Volksbank Wien AG

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