Nachbetreuung

In der Vorbereitungszeit auf ein Adoptivkind beschäftigen sich die Adoptivwerber*innen eingehend mit den für eine Adoption wichtigen Themen. Doch viele Fragen ergeben sich dann erst im Zusammenleben mit dem Adoptivkind.

Das Team des Vereins „Eltern für Kinder Österreich“ steht Ihnen auch nach abgeschlossener Adoption zur Verfügung. Wir beraten Sie gerne bei Fragen, die sich im Zusammenleben als Familie ergeben, und können Ihnen unser Fachwissen speziell in der Beratung von Familien mit angenommenen Kindern anbieten.

siehe Familienberatungsstelle

Biografiearbeit

Adoptivkinder haben, obwohl sie noch sehr jung sind, einen sehr bewegten Lebenslauf. Kinder, die aus dem Ausland adoptiert werden, haben bereits mindestens zwei Beziehungsabbrüche und Ortswechsel (vielleicht sogar über die Grenzen ihres Kontinentes hinweg) hinter sich. Sie müssen sich an eine andere Kultur, neue Sprache und möglicherweise ein anderes Klima und eine gänzlich andere Ernährung gewöhnen.
Außerdem wirft das Leben von Adoptivkindern viele Fragen auf, z.B.: „Warum haben mich meine leiblichen Eltern zur Adoption freigegeben?“, „Habe ich Geschwister?“, „Wie sehen meine leiblichen Eltern aus?“, „Wie habe ich als Baby ausgesehen?“, uvm. Es gibt im Leben eines Adoptivkindes oft viele Fragen und meist zu wenige Antworten. Daher ist es besonders wichtig, dem Adoptivkind zumindest alle möglichen Antworten zu geben.

Adoptiveltern sollten daher versuchen, so viel wie nur irgend möglich über ihr Kind und sein Leben herauszufinden. Die das Kind im Herkunftsland betreuenden Personen sollten genauso befragt werden wie alle involvierten Behörden. Das Adoptivkind wird später sehr dankbar dafür sein möglichst viel über sich selbst erfahren zu können.

Vom ersten Tag des Zusammenlebens als Adoptivfamilie an sollten Ehrlichkeit und Offenheit dem Kind gegenüber selbstverständlich sein und das Kind sollte sich über seine Herkunft und sein Adoptiert-sein immer im Klaren sein. Aufgabe der Adoptiveltern ist es, mit dem Kind altersgemäß über seine Herkunft zu sprechen und sie zu einem bereichernden und interessanten Teil des gemeinsamen Lebens zu machen.

Findelkinder und anonym geborene Kinder

Findelkinder werden Kinder genannt, die von ihren leiblichen Eltern anonym an einem öffentlichen Ort alleine zurückgelassen werden. Diese Art der Adoptionsfreigabe kommt vor allem in den ganz armen Ländern der Welt vor.
Anonym geborene Kinder sind Kinder, die von ihrer leiblichen Mutter zwar in einem Spital zur Welt gebracht und zur Adoption freigegeben werden, allerdings ohne Angabe der Daten der Eltern, also anonym.
Beide Arten der Adoptionsfreigabe sichern den Kindern zwar das Überleben, nehmen ihnen aber jegliche Möglichkeit, später etwas über ihre Herkunft zu erfahren. Aus den Berichten erwachsener Adoptierter ist bekannt, dass ein solches Unwissen und eine so große Unsicherheit bezüglich der eigenen Wurzeln sehr belastend sein kann.
Reisen in das Land der Herkunft, ein Besuch in dem Kinderheim oder Gespräche mit anderen Betroffenen müssen dann für die Wurzelsuche genügen.

Zwar erscheint die Adoption eines Findelkindes oder anonym geborenen Kindes werdenden Adoptiveltern oft auf den ersten Blick einfacher, da sie den Eindruck haben, das Kind wäre gänzlich ohne Eltern und das wäre für das Gelingen der Adoption besser. Oder Adoptiveltern denken, es wäre für sie selbst einfacher, nichts über die ersten Eltern des Kindes zu wissen.
Doch natürlich haben diese Kinder genauso ein leibliches Elternpaar wie jeder andere Mensch auch und die Integration dieser Herkunftseltern in das Leben und die persönliche Entwicklung des Adoptivkindes (mit den Grenzen, die sich durch die Anonymität der Eltern ergeben) wird viel zum Erfolg der Adoption beitragen.


Was ist so besonders an Adoptivfamilien?

Es ist noch gar nicht lange her, da bedeutete „Familie“ ein verheiratetes Elternpaar und ein oder mehrere leibliche Kinder. Inzwischen gibt es vielfältige Arten des Zusammenlebens, die sich auch im Sprachschatz niederschlagen: Stieffamilien, Patchworkfamilien, Familien mit alleinerziehendem Elternteil, Adoptivfamilien, verheiratete Eltern oder Eltern, die in Lebensgemeinschaft leben, Pflegefamilien, homosexuelle Paare mit Kindern, Regenbogenfamilien, Bonus-Eltern,…

Die gesellschaftliche Anerkennung der verschiedensten Lebensformen hat es für Adoptivfamilien viel leichter gemacht, offen zu ihrer speziellen Form der Elternschaft zu stehen.

Eine Adoptivfamilie unterscheidet sich von einer Familie mit leiblichen Kindern durch die vielen unbeantworteten Fragen zum Leben des Kindes vor seinem Leben in der Adoptivfamilie. Und sie unterscheidet sich durch die besondere Art, in der Adoptiveltern mit ihren Kindern über ihre Herkunft und ihre Ankunft in der Adoptivfamilie sprechen.
Adoptivfamilien können aus dieser Besonderheit etwas besonders Schönes machen: Der Ankunftstag des Kindes in der Adoptivfamilie wird ein neuer Familien-Feiertag!


Aufklärung

Die Aufklärung von Adoptivkindern über ihr Adoptiertsein beginnt am Tag ihrer Ankunft in der Familie. Adoptivkinder sollten von klein auf wissen, dass sie adoptiert sind, und immer die Möglichkeit haben, mit ihren Adoptiveltern darüber ins Gespräch zu kommen. Alle ihre Fragen sollten ehrlich und offen beantwortet werden und die Adoptiveltern sollten keine Scheu haben, dieses Thema zu berühren. Dadurch wird die Beschäftigung mit Herkunft und Adoption zu etwas Gemeinsamen und nicht zu etwas Trennendem, wie so oft befürchtet.

Besonders wichtig für Adoptiveltern ist es, das Adoptivkind anzunehmen mit seiner Vergangenheit, mit seinen Herkunftseltern und mit den kulturellen Wurzeln, die im Land seiner Geburt liegen.
Das Adoptivkind soll sich als ganzer Mensch akzeptiert, geliebt und wertvoll fühlen. Dafür ist es wichtig, dem Kind zu vermitteln, wie wertvoll das Leben ist, das seine Herkunftseltern ihm schenken konnten und wie sehr die Adoptiveltern ihr Adoptivkind lieben; nicht obwohl, sondern gerade weil es diese Herkunft hat und deswegen so ein besonderes, einmaliges und liebenswertes Kind geworden ist.