Überblick
Anstellungsmodelle für Pflegeeltern
Die Stadt Wien sucht dringend Krisenpflegeeltern!
Neue Regelungen für Supervisionen und Fortbildungen
Fortbildung für Pflegeeltern 2020
Workshops und Seminare

Ein Überblick über das Jahr 2020


Im Auftrag der Stadt Wien ist Eltern für Kinder Österreich seit 1996 Dienstgeber für Pflegeeltern.
Mit Ende
des Jahres 2020 waren insgesamt 495 Pflegeeltern angestellt. Neu angestellt wurde 57 Personen, ausgetreten sind 33 Personen.

Bis Ende des Jahres 2020 waren:

  • 411 Personen Langzeitpflegemütter
  • 61 Personen Langzeitpflegeväter
  • 14 Personen Krisenpflegemütter, Modell 1
  • 7 Personen Krisenpflegemütter, Modell 2
  • 2 Personen Krisenpflegeväter, Modell 2

Insgesamt 656 Pflegekinder finden in diesen Familien ein geborgenes Zuhause und liebevolle Betreuung.

Anstellungsmodelle für Pflegeeltern

Es gibt in Wien zwei Anstellungsmodelle für Pflegeeltern:

Modell 1: Langzeit-Pflegemütter/-väter
  • Aufnahme von Kindern jedes Alters
  • Monatliches Einkommen knapp über der Geringfügigkeitsgrenze, mit allen sozialrechtlichen Absicherungen
  • Verpflichtende Fortbildung und Supervision
Modell 2: Anstellung befristet auf ein halbes Jahr
  • Aufnahme eines Kindes ab dem 3. bis zum 6. Geburtstag
  • Monatliches Einkommen von rund 1.360,- Euro brutto (plus Sonderzahlung), mit allen sozialrechtlichen Absicherungen
  • Verpflichtende Fortbildung und Supervision

Es gibt auch für Krisenpflegeeltern zwei Anstellungsmodelle:

Modell 1:
  • monatliches Einkommen knapp über der Geringfügigkeitsgrenze, mit allen sozial- rechtlichen Absicherungen;
  • verpflichtende Fortbildung, Supervision und Dokumentation;
Modell 2:
  • monatliches Bruttoeinkommen von rund 1.360 Euro,- mit allen sozialrechtlichen Absicherungen;
  • Bereitschaft zur Versorgung von zwei oder mehr Kindern gleichzeitig;
  • Bereitschaft auch zur Aufnahme von älteren Kindern;
  • verpflichtende Fortbildung, Supervision und Dokumentation,
  • verpflichtende Erreichbarkeit nach einem Dienstplan;
  • Hauptwohnsitz in Wien.

Die Stadt Wien sucht dringend Krisenpflegeeltern!


Krisenpflegeeltern versorgen sehr junge Kinder, meist noch Babys, für einen befristeten Zeitraum.

Sie sind Expert*innen im Umgang mit Kindern in schwierigen Situationen und geben ihnen Halt und Sicherheit. Nach etwa sechs bis acht Wochen kehren diese Kinder zu ihren leiblichen Eltern zurück oder werden in eine Pflegefamilie aufgenommen. Wenn es die Situation erfordert, bleiben Krisenpflegekinder manchmal auch länger bei ihren Krisenpflegeeltern.

Sie haben Interesse? Dann informieren Sie sich auch unter: https://www.wien.gv.at/menschen/kind-familie/pflegefamilie/krisenpflege.html und https://www.efk.at/de/pflegeeltern/

Neue Regelungen für Supervisionen und Fortbildungen

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Erziehungshilfe (IfE) und dem Referat für Adoptiv- und Pflegeeltern der Stadt Wien (RAP) wurde folgendes Konzept zur Neuregelung der Supervisionsverpflichtung entwickelt:

1. bis 6. Anstellungsmonat: Der Einstieg in die Supervisionsgruppe kann je nach Bedarf bzw. Wunsch zwischen dem 1. bis 6. Monat der Anstellung erfolgen.

7. bis 24. Anstellungsmonat: Besuche einer Supervisionsgruppe (14-tägig), die im IfE durchgeführt werden.

3. Anstellungsjahr: Absolvieren von Fortbildungen bei MAG ELF, EFKÖ, IfE, oder anderen Organisationen mit gleichwertigem Angebot.

4. Anstellungsjahr: Monatlicher Besuch von Schwerpunktgruppen, die im IfE stattfinden.

Ab dem 5. Anstellungsjahr: Jährliche Wahlmöglichkeit zwischen Fortbildungen oder Schwerpunktgruppen

Am Institut für Erziehungshilfe wurden ab September 2020 die ersten schwerpunktorientierten Pflegeeltern-Supervisionsgruppen gestartet. Diese Form der Supervision fokussiert auf ein inhaltliches Thema und schafft für Pflegeeltern die Möglichkeit, ihre Erziehungs- und Beziehungsarbeit gemeinsam zu reflektieren und Erfahrungen und Wissen auszutauschen.

Folgende Themengruppen werden angeboten:

  • Autonomie und Ablösung – ein schwieriger Prozess bei früh belasteten Pflegekindern
  • Ressourcen Tanken: autogenes Training für Pflegeeltern
  • Trennungskrisen der Pflegekinder erkennen und bewältigen
  • Wie sage ich was!? Wie rede ich über Schwieriges in kindgerechter Form

Für Pflegeeltern, die 2016 oder früher ihr Dienstverhältnis bei „Eltern für Kinder Österreich“ begonnen haben und eine monatliche Supervisionsgruppe besucht hatten, wurde in der EfKÖ-Kornhäuslvilla
eine neue Austauschgruppe ins Leben gerufen.

Fortbildung für Pflegeeltern 2020

Mitte März 2020 beschloss die Bundesregierung weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Es galt: „Bleiben Sie zu Hause!“ In Schulen wurde der Unterricht eingestellt. Geschäfte, die nicht zur Grundversorgung notwendig sind, blieben geschlossen. Die Bewegungsfreiheit wurde eingeschränkt und auch Veranstaltungen wurden untersagt.
Aufgrund dieser Verordnungen mussten wir unsere Seminarangebote bis Ende Juni komplett absagen. Die Einschränkungen begleiteten uns auch noch ins zweite Halbjahr und stellten uns vor die Aufgabe, für unsere Veranstaltungen Sicherheitskonzepte zu erstellen. Der Schutz der Gesundheit stand dabei für uns natürlich an oberster Stelle, dennoch wollten wir unsere Seminar-Angebote aufrechterhalten. So erarbeiteten wir Abstands- und Hygieneregelungen und reduzierten die Gruppengröße.

Bis zum zweiten Lockdown im Herbst konnten wir dann einige Fortbildungen nachholen und die bereits geplanten größtenteils durchführen. Wir alle freuen uns schon auf die Zeit, wo wir uns wieder gefahrlos ohne Masken und Abstandsregeln mit den Pflegefamilien bei unseren Fortbildungen treffen können!

Workshops und Seminare

Workshop „Nachhaltigkeit durch Kreativität“

Referentin: Katharina Spindler, Elementarpädagogin, Spielpädagogin

In diesem Seminar beschäftigten wir uns mit der konkreten Idee, dass „Abfall“-Materialien als pädagogische Ressource genutzt werden können. Die Rede ist vom sogenannten „Upcycling“.

Was bedeutet Upcycling?
Upcycling ist eine Form der Weiterverwendung von Stoffen. Scheinbar nutzlose Abfallprodukte werden mithilfe des Upcyclings in neuwertige Stoffe umgewandelt. Anders als beim Recycling oder Downcyclingkommt es beim Upcycling zu einer stofflichen Aufwertung.
Wichtig hierbei ist, dass trotzdem die Abfallvermeidung der Weiterverwendung immer vorgezogen wird. Upcycling ist besonders dann sinnvoll, wenn daraus Produkte hergestellt werden, die ansonsten neu gekauft werden müssten und somit Ressourcen verbräuchten.

Die Teilnehmer*innen haben es sehr genossen, einen ganzen Tag der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen.Es war schwierig, ein Ende zu finden, denn es sprudelte an diesem Tag nur so von Ideen, die umgesetzt werden wollten. Viele tolle Ergebnisse sehen sie am Foto rechts!

Stoffdruckkurs in der Vorweihnachtszeit

Referentin: Doris Flandorfer, Pflegemutter

Ein Auf- und Durchatmen zwischen zwei Lockdowns, so würde ich das letzte Stoffdruckseminar beschreiben. In der Vorweihnachtszeit, am 30. November 2020, fand mein Stoffdruckkurs im Halbfreien bei mir zu Hause in der Garage statt. Zum Glück waren die Temperaturen erträglich und so konnten wir windgeschützt, mit Mundschutz und Handdesinfektionsmittel gewappnet, einen herrlich kreativen Stoffdruckkurs starten.

Die Holz- und Kupfermodeln, spezielle Stoffdruckfarben und Modeldruckkissen, Decken, Handtücher, Wäschestände standen bereit und nach einer kurzen Einführung was die eigentliche Drucktechnik, die Farbmischungen und Farbmengen angeht, legten die hochmotivierten Pflegemamas auch schon los. Ran an die mitgebrachten Taschen, Stoffwindeln, T-Shirts, Geschirrtücher, Vorhänge, Stoffstücke, … und „Gut Druck“! Mit Freude und Begeisterung wurden Farben gemischt, getauscht, auf Probefleckerln wurde zuerst das eine, dann das andere Model ausprobiert, … . Es war ein aktives und farbenfrohes Miteinander!

Es waren wieder sehr kreative Frauen bei der Sache und ganz besonders gefreut hat mich, dass eine junge Frau sehr altes Bauernleinen mitgebracht hatte und mit bäuerlichen Motiven wie zB einem Pferdefuhrwerk oder Tiere vom Bauernhof bedruckte. Es war herrlich anzusehen! Vor allem ihre Ruhe und die Zeit, die sie in die Auswahl der Motive gesteckt hat, beeindruckten mich, da ich selbst ja gerne eher wild drauf los drucke.

Die bedruckten Werke aller Frauen, egal ob Tischdecke, Baumwolltasche, Polster und vieles mehr können sich wirklich sehen lassen!

Ich möchte mich bei all den fleißigen und kreativen Stoffdruckerinnen ganz herzlich für ihren Farbenmut, ihre Kraft, Ausdauer und den fröhlichen Austausch bedanken. Für mich war es eine große Freude und ich freue mich auch schon auf den nächsten Stoffdruckkurs.

„Ich schaff‘s!“ – ein lösungsorientiertes Programm für die Arbeit mit Kindern und Jungendlichen

Referent: Dipl.-Päd. Werner Eder Msc, Diplompädagoge, Sonderpädagoge, Psychotherapeut (systemische Familientherapie), Lehrtherapeut für Systemische Therapie, Supervisor

„Ich schaff‘s!“ ist ein in vielen Ländern sehr erfolgreich praktiziertes lösungsorientiertes Programm für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Es ist ein 15-Schritte-Programm aus Finnland, eine konkrete Methode, mit deren Hilfe Eltern und pädagogische Fachkräfte die Kinder und Jugendlichen unterstützen können, ihre Kreativität, Phantasie und Lust am Lernen zu entwickeln.

Es unterstützt Kinder und Jugendliche nicht nur beim Erlernen neuer Fähigkeiten, um ihre Probleme zu bewältigen oder besser damit umgehen zu können, sondern hilft auch dabei, unerwünschtes Verhalten abzulegen.

Die Kinder und Jugendlichen lernen eigene Projekte zu entwickeln und ihre Kompetenzen zu nutzen, um selbstgesteckte Ziele Schritt für Schritt umzusetzen. Dadurch bekommen sie mehr Selbst-
vertrauen. Die Leitidee von „Ich schaff‘s!“ ist: Lernen und Veränderung gelingen besser mit Motivation, Spaß und gemeinsam mit anderen.

Dieser praxisorientierte Workshop fand im September 2020 statt und ermöglichte den Teilnehmer*innen neue Erfahrungen mit diesem Programm zu machen, um für ihre Pflegekinder diese Methode auch anwenden zu können.

Vom Umgang mit der eigenen Überforderung ein Pflegeelternseminar im Dezember 2020

Referent: Michael Gaudriot, Psychotherapeut

Das Thema „Überforderung“ ist bei Eltern oft ein Tabu. Alle Eltern sind es irgendwann einmal, doch keiner spricht darüber. Das Elternsein ist doch etwas, was man schaffen muss! Überforderung wird dabei oft mit Versagen gleichgesetzt.

Bei den im Rahmen der Pflegeelternfortbildung stattfindenden Seminaren zum Umgang mit der eigenen Überforderung können Pflegeeltern offen miteinander darüber reden. Sie geben mit ihren Anliegen und Geschichten die Themen vor. Neben den fachlichen Inputs und Modellen, die vorgestellt werden, stehen hier vor allem auch der Austausch untereinander und die Erfahrungen der Gruppe im Zentrum. So entsteht ein Rahmen, in dem Pflegeeltern erkennen, dass sie mit vielen Schwierigkeiten nicht allein sind, und es entsteht Bewusstheit über die eigenen Ressourcen.

Die Seminare kamen sehr gut an, mit großer Offenheit sind die Teilnehmer*innen in einen Austausch gegangen. Berührend und beeindruckend war auch, wie unterstützend und kompetent die Teilnehmer*innen miteinander umgegangen sind.

Durch die besondere Situation des vergangenen Jahres mit COVID, den Einschränkungen und Lockdowns, sind die Themen „Überforderung“ und „Schutz vor Gewalt“ natürlich noch einmal brisanter und aktueller geworden. So manches Familiengefüge wurde hier auf eine harte Probe gestellt und es ist sehr zu hoffen, dass viele Familien in dieser Zeit besonderer Belastung auch besondere Kompetenzen erworben haben. Jetzt gilt aber noch einmal mehr als sonst: Niemand muss sich schämen, wenn er oder sie an seine Grenzen kommt!

Mit Fortbildungen, dem Entwickeln von Kompetenzen, Wissen und vor allem mit viel Liebe, auch sich selbst gegenüber, können diese Grenzen verschoben werden, aber trotzdem können sie manchmal auch überschritten werden. Und dann ist es keine Schande, sich Hilfe zu holen bei Beratungseinrichtungen, Freunden, Familie und Profis, die einen dort unterstützen, wo man selber nicht mehr weiter weiß. So wird das Hilfeholen zu einer Stärke, die letztlich den Kindern zu Gute kommt.

Erlebnisnachmittag für Pflegefamilien am Bauernhof, August 2020

Bericht von Frau Ilse Lahofer, Pflegemutter

In „Gipsys wunderbare Welt“ steckt jeder Tag voller Überraschungen. In dem verträumten Garten mit Koppeln, Ställen, Tieren, Rutsche, Trampolin, Schaukeln und versteckten Ecken gibt es so viel zu erleben und zu entdecken. Neben den aufregenden Programmpunkten bleibt noch Zeit, um das zu tun, worauf man Lust hat: Herumtollen, Spiele erfinden, in geheimnisvolle Phantasiewelten tauchen oder mit den Tieren Freundschaft schließen. Hier können Kinder das sein, was sie immer sein sollten: frei, unbeschwert und glücklich.

Die pädagogisch geleitete Arbeit mit den Pferden wirkt sich auf jeden Fall positiv aus. Sie ersetzt jedoch keine Therapie, sondern unterstützt diese. Kinder mit psychischen Störungen, Pflegekinder und Kinder aus Wohngemeinschaftsgruppen, die z. B. mit Bindungsproblemen kämpfen, profitieren besonders davon.

Der Besuch der Pflegeeltern war einer der Höhepunkte im Corona-Jahr 2020. Wie bis jetzt immer hatten wir Glück mit dem Wetter. Nach einem Kennenlernspiel gab es eine Hofrunde. Die Kaninchen, Hühner, die Pferde und der noch kleine Welpe freuten sich über so viel Besuch. Neben dem Buffet gab es für die Kinder Gipsfiguren zum
Bemalen und für die Erwachsenen Kaffee.

Am Schluss durften noch alle eine Runde auf dem Haflinger Olli und der Isländer-stute Lara reiten. Es waren zwei schöne Nachmittage. Ich freue mich schon auf 2021!

www.gipsyswunderbarewelt.net

Pflegemutter Frau T. und ihr Katastrophenjahr 2020

Aufgrund eines technischen Defekts ist unsere Wohnung abgebrannt! Innerhalb weniger Minuten loderten die Flammen hoch, die Sicherungen fielen, es war stockdunkel, die Rauchentwicklung extrem … . Ganz schnell mussten wir unsere Wohnung verlassen. Wir sind am Leben, niemandem ist etwas geschehen, aber wir haben fast alles verloren.

Dies geschah in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 2020, danach verbrachten wir eine knappe Woche im Wilhelminenspital. Anschließend lebten wir 14 Tage in meinem Büro, wo ich ein Gästezimmer habe. Danach wohnten wir für ca. 6 Monate in einer Übergangswohnung, die uns eine engagierte Person aus meinem Netzwerk zur Verfügung gestellt hat. Überhaupt ist die Hilfsbereitschaft enorm, von dieser Welle der Unterstützung getragen, haben wir es geschafft, innerhalb von drei Wochen wieder auf die Beine zu kommen. Seit dem 10. März arbeite ich wieder. Wir sind nach wie vor in einem gewissen „Überlebensmodus“ und weit davon entfernt, komplett realisiert zu haben, was passiert ist. Ich weiß, dass ich schnell im Kopf und im Handeln bin, aber Herz und Seele kommen nicht immer hinterher.

Den Kindern geht es nicht anders. Noch ist es, als ob wir über die Plattform „Home Exchange“ wieder mal Wohnung getauscht hätten, bloß gibt es kein „wir fahren wieder nach Hause“ mehr. Was diese Retraumatisierung für unsere beiden Mädchen bedeutet, lässt sich zum augenblicklichen Zeitpunkt nicht abschätzen.

Es geht uns unter den Corona-Bedingungen soweit wieder ganz gut. Jeder von uns hat halt auf unterschiedliche Weise mit dem Brand „zu kämpfen“: Ich bin beispielsweise extrem vorsichtig, schalte oder stecke immer alle Geräte aus. Unsere große Tochter macht das ähnlich. Gefühlsmäßig ist es so, dass ich immer noch das Bild unserer alten Wohnung vor Augen habe und manchmal etwas von einem Ort holen will, wo sich die Dinge vorher befanden. Ich weiß immer noch genau, wo was war und sehe alles vor meinem geistigen Auge. Viele meiner Bücher fehlen mir sehr … .

Aber alles in allem haben wir das furchtbare Ereignis ohne großen psychischen Schaden überstanden. Dazu hat bestimmt Corona beigetragen, denn so waren alle in einer Ausnahmesituation und wir eben in einer Doppelten.
Mich zerreißt es immer noch zwischen meinem Vater in der Steiermark und meiner Familie hier in Wien. Nach dem überraschenden Tod meiner Mutter am 31.7.2020 bin ich sehr viel bei ihm gewesen und habe ihn im letzten halben Jahr sehr oft gepflegt. Stressbedingt und ob der vielen Sorgen ist der Wohnungsbrand dann nur mehr ein fundamentales Ereignis unter mehreren gewesen. Das Jahr 2020 ist mein absolutes Albtraumjahr und ich hoffe inständig, dass es ab nun nur mehr bergauf geht.

Aktuell unterrichte ich so viel wie nie zuvor, pendle fast jedes Wochenende in die Steiermark, und dazwischen räume ich Kisten aus und reinige Bücher. Es könnte schlimmer sein. Und ich bete und hoffe, nicht an Corona zu erkranken.

Frau T. hat nach dieser furchtbaren Geschichte von Efkö über unseren Nationalbankfond für besondere
Krisen eine finanzielle Unterstützung erhalten.

Großgeliebt!
Ein Erfahrungsbericht großen Pflegefamilie Fellner

Vor zwei Wochen hat unser jüngstes Küken das Nest verlassen und wir können‘s immer noch nicht ganz glauben: Geschafft! Wir haben unseren Familien-Marathon jetzt wirklich geschafft!

In den vergangenen drei Jahrzehnten hatten wir fünf traumatisierte Kinder aufgenommen, ihnen Geborgenheit und Halt gegeben, sie durch Freud und Leid begleitet, sie getröstet und gefordert – mit unserem Wort: sie „großgeliebt“.

Unser Familienabenteuer begann im Juni 1990, als uns, ohne dass wir uns je dafür beworben hätten, ein kleiner Bub anvertraut wurde. Er war drei Jahre alt, konnte kaum gehen, nicht sprechen und auch kein Wort verstehen. Aber er fasste Zutrauen und wir durften ihn in den darauffolgenden Jahren beim Aufblühen beobachten. So ein Geschenk!

Ein Jahr später, im Herbst 1991, wurden wir abermals gebeten, einen kleinen Buben aufzunehmen. Wir hatten inzwischen den Pflegeelternkurs nachgeholt und ein bisschen Erfahrung als Pflegeeltern sammeln können. Mit zittrigen Knien, aber fest entschlossen, sagten wir wieder zu!

Mit den beiden Mädchen, die uns in den Jahren 1994 und 1997 als Säuglinge anvertraut wurden, schien unsere Familie nun komplett zu sein.

Bis wir im Frühling 2004 noch ein letztes Mal ganz überraschend einen dieser alles verändernden Anrufe bekamen: Ein eineinhalbjähriges, vermutlich geistig beeinträchtigtes Mädchen war schon seit vielen Monaten nicht zu vermitteln gewesen. Wir wagten es noch einmal und waren dann Eltern von fünf Kindern zwischen eineinhalb und 17 Jahren.

Verlässlichkeit, Rituale, sich immer auf dieselbe Art wiederholende Abläufe im Alltag und viel Klarheit und Ruhe von uns Eltern war die Basis unseres Familienlebens. Das haben alle unsere Kinder dringend und über viele Jahre hinweg gebraucht.

Natürlich hat uns das als Eltern so einiges abverlangt. Spontanität gab es nicht mehr in unserem Leben. Soviel wie irgend möglich musste lange im Voraus besprochen werden und für unsere Kinder vorhersehbar sein, sonst wären sie aus der Bahn geworfen worden, hätten mit Auszuckern, Schlafstörungen und vielem mehr reagiert. Aus Rücksicht auf die Bedürfnisse unserer Kinder waren wir sehr kreativ im Finden und Organisieren von Schlupflöchern für Genusszeiten für uns zwei als Paar und auch für Auszeiten von jedem von uns alleine. Und wir haben natürlich regelmäßiges Coaching und viele, viele Therapien in Anspruch genommen.

Aber wir wurden reich belohnt: Wir durften miterleben, wie sich fünf verängstigte und teilweise schwer entwicklungsretardierte Kinder zu verantwortungsvollen, empathischen und glücklichen Erwachsenen entwickelten. Wir haben wirklich Wunder erlebt!

Unser Ältester hat Theologie studiert, arbeitet als Pastor und lebt mit seiner Frau in Basel in der Schweiz. Im Sommer werden die beiden übrigens ihr erstes Pflegekind aufnehmen, die nächste Generation also … . Unser zweiter Sohn lebt auch in langjähriger glücklicher Beziehung und arbeitet als Kellner in Mödling. Unsere älteste Tochter ist Mitarbeiterin bei der Post in Flachau, Land Salzburg. Sie hat ihr Pferd auf ihrem Nachbargrundstück und ist sehr zufrieden. Unsere zweite Tochter arbeitet mit großem Engagement bei der Polizei in Wien und spezialisiert sich gerade auf Gewaltprävention und Opferschutz. Und unsere Jüngste ist vor zwei Wochen in die „Dorfgemeinschaft Wienerwaldsee“ in Purkersdorf gezogen, wo sie bei vollbetreutem Wohnen und Arbeiten liebevoll umsorgt und betreut wird.

Die Herausforderungen unseres Familienlebens haben uns immer wieder an unsere Grenzen gebracht, uns aber auch wachsen und reifen lassen. Nirgendwo sonst haben wir je so viel gelernt. Unser Dank gilt allen Menschen, die uns auf unserem Weg begleitet haben, unserem himmlischen Vater für all die Segnungen und Bewahrung, und vor allem unseren fünf Kindern: „Thank you for helping us grow!“

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